Viele Anleger beschäftigen sich intensiv mit der Frage, wann sie Aktien kaufen sollten. Doch mindestens genauso wichtig ist die Entscheidung, wann man sich von einer Aktie trennen sollte. Als erfahrener Investor möchte ich meine Gedanken zu diesem Thema teilen.
Zunächst einmal: Es gibt keine allgemeingültige Formel für den perfekten Verkaufszeitpunkt. Jede Situation ist individuell zu betrachten. Dennoch habe ich im Laufe der Jahre einige Kriterien entwickelt, die mir bei der Entscheidungsfindung helfen.
Veränderung der Geschäftsgrundlage
Wenn ich in ein Unternehmen investiere, habe ich eine bestimmte Vorstellung von dessen Zukunft. Sollte sich diese Einschätzung grundlegend ändern – sei es durch veränderte Marktbedingungen, technologische Entwicklungen oder andere Faktoren – überdenke ich mein Investment kritisch.
Überbewertung
Manchmal steigt der Kurs einer Aktie so stark an, dass sie objektiv überbewertet erscheint. In solchen Fällen kann es klug sein, zumindest einen Teil der Position zu verkaufen und Gewinne mitzunehmen.
Managementwechsel
Die Qualität der Unternehmensführung ist entscheidend für den langfristigen Erfolg. Verlassen wichtige Führungskräfte das Unternehmen oder übernehmen neue Manager, die mich nicht überzeugen, sehe ich das als mögliches Warnsignal.
Verschlechterung der Finanzkennzahlen
Eine kontinuierliche Verschlechterung wichtiger Kennzahlen wie Margen, Umsatzwachstum oder Cashflow kann auf grundlegende Probleme hindeuten. In solchen Fällen prüfe ich genau, ob meine ursprüngliche Investmentthese noch Bestand hat.
Riskante Übernahmen
Große Übernahmen bergen immer Risiken. Wenn „mein“ Unternehmen eine aus meiner Sicht zu riskante oder teure Übernahme plant, kann das ein Grund zum Ausstieg sein.
Bessere Alternativen
Manchmal finde ich einfach attraktivere Investmentmöglichkeiten. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, Kapital umzuschichten.
Dividendenkürzungen
Eine überraschende Kürzung der Dividende ist für mich ein Warnsignal, das ich genau analysiere. Allerdings muss eine Dividendenkürzung nicht zwangsläufig zum Verkauf führen, wenn es dafür gute Gründe gibt.
Wichtig ist mir:
Ich versuche, nicht emotional zu handeln. Kurzfristige Kursschwankungen oder negative Schlagzeilen führen bei mir nicht automatisch zum Verkauf. Stattdessen analysiere ich die Situation gründlich und treffe dann eine fundierte Entscheidung.
Zudem praktiziere ich oft Teil-Verkäufe. Wenn ich unsicher bin, verkaufe ich vielleicht nur die Hälfte meiner Position. So bleibe ich investiert, reduziere aber mein Risiko.
Abschließend möchte ich betonen: Verkaufsentscheidungen sind oft komplexer als Kaufentscheidungen. In der Regel ist es eine Kombination mehrerer Faktoren, die mich zum Verkauf bewegt. Es braucht Erfahrung, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Daher rate ich jedem Anleger, seine Entscheidungen sorgfältig zu dokumentieren und regelmäßig zu überprüfen. So können Sie aus Ihren Erfahrungen lernen und Ihre Anlagestrategie kontinuierlich verbessern.